Stand: 16.12.2021 10:00 Uhr
Tabellenplatz zwei nach der Hinrunde lässt die Fans von Eintracht Braunschweig vom sofortigen Wiederaufstieg in die Zweite Liga träumen. Reicht es am Ende für die “Löwen”? Was macht sie stark und wo ist noch Luft nach oben? Die Datenanalyse des Drittligisten verrät es.
Nach der 0:2-Niederlage im Topspiel gegen den 1. FC Magdeburg sind die Braunschweiger noch einmal richtig ins Rollen gekommen, feierten drei Siege in Folge und kletterten von Rang vier auf den ersten direkten Aufstiegsplatz.
Zum Rückrundenauftakt und letzten Spiel des Jahres kommt am Sonnabend (14 Uhr, live im TV und bei NDR.de) der 1. FC Kaiserslautern ins Eintracht-Stadion. Mit dem vierten Sieg in Serie könnte die Aufstiegs-Lage für die Niedersachsen noch günstiger ausfallen, da sich Spitzenreiter Magdeburg und der Dritte Waldhof Mannheim kurz vor Weihnachten im direkten Duell gegenseitig Punkte wegnehmen.
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Braunschweig defensiv stabil und offensiv effektiv
Ein wichtiger Faktor für Erfolg im modernen Fußball ist Effektivität. Braunschweig legt sie zurzeit an den Tag. 29,90 Prozent ihrer Torchancen verwertet die Eintracht, also fast jede dritte, und ist damit Spitze in der Dritten Liga, wo im Schnitt 22,95 Prozent der Versuche drin sind.

Gleichzeitig lässt die Mannschaft von Trainer Michael Schiele hinten wenig zu, bei den “Expected goals des Gegners” mit 1,48 die viertwenigsten (Ligaschnitt 1,55). Schnell und zielstrebig agieren die Blau-Gelben. 18,33 Pässe pro Minute spielen die Braunschweiger in Ballbesitz – nur Mannheim ist mit 18,40 besser. Und Konter können sie auch: im Schnitt 3,05 pro Spiel mit Torabschluss, Rang vier in der Liga ebenso wie bei der Effizienz mit 18,52 Prozent erfolgreichen Schnellangriffen.
Die startet das Schiele-Team nicht selten aus der gegnerischen Hälfte heraus. Frei nach dem Motto “Der frühe Vogel fängt den Aufstiegs-Wurm” kann die Eintracht mit 11,26 auf drittmeisten Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte pro Spiel aufbauen.
Erfolgreich im Rudel jagen fällt den “Löwen” schwer
Diese oft spielentscheidenden Momente resultieren bei den Braunschweiger aber überwiegend aus der individuellen Qualität oder Aggressivität der einzelnen Akteure. Im Rudel jagen fällt den “Löwen” hingegen überraschend schwer. Sie versuchen es zwar, haben mit 19,11 Pressing-Aktionen pro Partie die drittmeisten, stellen sich dabei aber nicht geschickt genug an – nur Rang 17 in der Pressing-Effizienz mit 42,12 Prozent.
Dazu passt, dass Braunschweig recht viele Zweikämpfe führt – mit 168,75 pro Partie die fünftmeisten -, davon aber zu wenige gewinnt – lediglich 49,63 Prozent, Rang 13 bei einem Ligaschnitt von 50,01 Prozent.
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Dribbler dringend gesucht
Die Effizienz vor dem gegnerischen Tor ist da, auf dem Weg dahin tun sich die Niedersachsen allerdings vergleichsweise schwer. 40,16 Mal pro Partie dringen sie ins dritte Spieldrittel ein, 14,58 Mal in den gegnerischen Strafraum – jeweils nur Platz 14 im Ligavergleich. Am Kombinationsspiel liegt es nicht, das Spieltempo ist wie gesagt das zweithöchste. “Dribbler dringend gesucht”, ist hier eher die Erkenntnis. 52,59 Prozent erfolgreiche Dribblings klingen solide, bedeuten im Ligavergleich aber den 19. Platz – nur der Tabellenvorletzte Würzburger Kickers schlechter (52,31Prozent).
Fejzic und Lauberbach ragen heraus

Das Thema Einzelkönner ist ein entscheidendes, vor allem im Vergleich des Liga-Spitzentrios. Magdeburg und auch Mannheim haben gemessen am “Performance-Score” zahlreiche starke Einzelspieler – mehr als Braunschweig. Bei der Eintracht ragen hier “lediglich” Torwart Jasmin Fejzic, mit einem “Performance-Score” von 52,22 der zweitbeste der Liga (hinter Magdeburgs Dominik Reimann, 52,91), und Stürmer Lion Lauberbach – mit 49,56 ebenfalls Rang zwei hinter Gustaf Nilsson vom SV Wehen-Wiesbaden (50,67) – heraus. Nilsson hat zehn Tore markiert und fünf vorbereitet, Lauberbach immerhin acht geschossen, aber nur zwei aufgelegt.
Mit Robin Krausse (51,11 – achtstärkster defensiver Mittelfeldspieler), Bryan Henning (50,00 – achtstärkster zentraler Mittelfeldspieler) und Maurice Multhaup (48,89 – Sechstbester im rechten Mittelfeld) kann Eintracht-Trainer Schiele aber auf ein überdurchschnittlich gut besetztes Mittelfeld vertrauen.
Top-Trainer Schiele als Pfund im Aufstiegsrennen

Schiele und seine Coaching-Künste könnten im Aufstiegsrennen ein Pfund sein, mit dem die Braunschweiger wuchern können. Der 43-Jährige weiß, wie Aufstieg geht. In der Saison 2019/2020 führte er Würzburg in die Zweite Liga, wurde aber nach drei Pflichtspiel-Auftaktpleiten entlassen. Beim SV Sandhausen durfte Schiele anschließend nur 13 Ligaspiele auf der Trainerbank sitzen.
Die Zahlen des Eintracht-Übungsleiters stimmen trotzdem. Seine Siegquote liegt insgesamt bei guten 47,44 Prozent (1,60 Punkte im Schnitt pro Spiel). In Braunchweig toppt er das zurzeit mit 50 Prozent und 1,73 Zählern. Gemessen am GSN-Trainer-Index ist Schiele für die Dritte Liga sogar überqualifiziert. Sein Wert von 59,41 weist ihn als Top-Trainer der Zweiten Liga aus, der an der Bundesligatauglichkeit kratzt.
Aufstieg? An Magdeburg führt kein Weg vorbei
Soweit denken wollen die Niedersachsen sicher noch nicht. Der mittelfristige Plan sieht die Rückkehr in die Zweite Bundesliga vor. Ob dies schon in dieser Saison gelingt? Basierend auf den “Expected goals”- und “Expected points”-Werten: möglicherweise. Denn demnach landen die “Löwen” in der Endabrechnung mit 63 Punkten auf Relegationsrang drei – Aufstiegswahrscheinlichkeit 33 Prozent.
“Am Ende der Saison wird abgerechnet. Wir haben noch einen langen Weg vor uns.”
Eintracht-Torwart Jasmin Fejzic
An dem “sicheren Aufsteiger” 1. FC Magdeburg (75 Punkte, 84 Prozent) führt offenbar kein Weg vorbei. Ob die Eintracht den Datenmodellen und auch Waldhof Mannheim (68 Punkte, 37 Prozent) noch ein Schnippchen schlagen kann, wird sich zeigen.
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